Als wir eintrafen, war Lena von der Umgegend absolut überwältig. Sie kannte das direkt gegenüber liegende Wasserschloss von Burgsteinfurt noch nicht. Die Kulisse war wirklich großartig. Das Restaurant selbst, welches in der alten historischen Mühle liegt (siehe Foto oben), ist ebenso schön. Schon beim Betreten wirkt es absolut einladend. Wir hatten für 18:30 Uhr einen Tisch gebucht. Als wir im Restaurant waren, war ich sehr verblüfft. Wir waren zu diesem Zeitpunkt die einzigen Gäste. Und das trotz Wochenendes. Wir fragten uns, woran das wohl lag. Eigentlich müssten alle Tische gefüllt sein. Kurz darauf kamen glücklicherweise weitere Gäste. Während unseres Verweilens war das Restaurant schließlich zum Ende hin etwa zur Hälfte gefüllt, sodass die Atmosphäre besser wurde.
Die freundliche Bedienung reichte uns am Tisch die Speisekarte und fragte höflich nach unseren Getränken. Ich nahm ein Pils und Lena ließ sich bezüglich eines Weißweines beraten, woraufhin die Kellnerin eine Empfehlung aussprach. Diese Empfgehlung war auch wirklich gut. Der Wein mundete nach Lenas Angaben hervorragend und schien von großer Qualität zu sein. Auch das Bier, ein gepflegtes Rolinck, welches man nur im Steinfurter Kreis kennt, ist sehr zu empfehlen.
Die Speisekarte war sehr dick, ich freute mich schon auf die Auswahl. Doch dann der Schock! Sie bestand lediglich aus einem dicken Stück Pappe, welches nicht aufklappbar war. Oje, es waren lediglich eine Handvoll Gerichte zu sehen. Und wo war die Pizza? Ich hatte nicht gut genug recherchiert. Hier gab es keine "popelige" Pizza. Hier hatte man "exklusive gehobene Delikatessen" auf der Karte. Naja, egal, das war mein Fehler, ich entschied mich schließlich für die Blumenkohl-Haselnuss-Ravioli, Lena für das Lammkotlett mit Trüffelpüree.
Das Essen wurde nach einem angemessenen Zeitramen geliefert. Zur Überbrückung gab es eine kleine Delikatesse in Form von zwei gefüllten Teigtaschen mit Mozarella und Tomaten. Zudem gab es frisch gebackenes Brot mit einem Dip. Das war gut. Beides schmeckte uns auch. Die Teigtaschen waren auch originell, weil wir diese so bisher nicht kannten und unterstrichen daher den offensichtlich gehobenen Anspruch dieses Restaurants. Trotz meiner anfänglichen Skepsis bezüglich der minimalistischen Speisekarte schien der Abend gerettet. Wenn die Hauptgerichte ebenso gut wären, dachte ich, dann wäre alles gut. Schließlich hatte ich schon eine gute Bewertung mit um die 4,5 bis 5 Punkten im Hinterkopf. Dass es dort keine Pizza gab, kann man ja nicht dem Betreiber anlasten, sondern meiner eigenen schlechten Recherche. So fair sollte man sein.
Doch dann kam das Essen. Es sah gut serviert aus, nur war es für mich ein Schock. Auf einem riesigen Teller waren in einer viel zu kleinen Mulde ein paar Ravioli mit ein paar Zutaten und etwas Schaum. Lenas Teller war mit zwei viel zu kleinen Kotlett(chen) und Pürree bedeckt. Die Preise sind hier enorm groß, die Menge dafür umso kleiner. Egal, dachte ich, wenn es dann wenigstend hervorragend schmeckt. Das Essen war auch ok, aber übrragend wie es einem gehobenen Niveau entsprechen sollte, war es leider nicht. Es schmeckte, war aber zumindest für mich nichts Besonderes und leider viel zu wenig. 20 Euro für geschätzt fünf durchschnittlich gut schmeckende Ravioli, das war eindeutig zuviel. Lenas Gericht war mit 36 Euro deutlich überteuert für das kleine Häppchen Fleisch. Es schmeckte zwar gut, aber der Preis stimmte definitiv nicht. An der Qualität des Essens war aber insgesamt nichts zu bemängeln.
Dann aber, als Lena und ich je eins der insgesamt drei zur Auswahl stehenden Desserts bestellten, eine böse Überraschung. Als wir bestellt hatten, ich nahm das Dessert mit der weißen Schokolade, Lena Mascarpone mit Erdbeeren, kehrte die Bedienung nach einigen Minuten zurück und sagte, dass man die weiße Schokolade leider nicht mehr vorrätig hätte. Mir war der Appetit vergangen und ich verzichtete auf den Nachtisch. Das geht meiner Meinung nach gar nicht. Wenn ich nur eine minimalistische Speisekarte anbiete und auf sehr hohem Niveau spielen will, dann sollten zumindest die wenigen Dinge auch immer verfügbar sein. Zudem schmeckte Lena ihr Dessert eher mittelmäßig.
Naja, der Abend neigte sich dann dem Ende zu und wir gingen zu den Toiletten. Danach verließen wir das Restaurant. Zu den Toilettenbereichen erfahrt ihr mehr unter dem Punkt Sauberkeit und Hygiene.
Die Pastagerichte bleiben mit kreativen Kreationen wie Kohlenstoff-Ravioli mit Haselnuss oder Ricotta Ravioli mit Spargel und Pistazien in einem ähnlichen Preissegment, zwischen 20€ und 23€. Bei den Desserts finden sich klassische Optionen wie Tiramisu neben innovativeren wie weißer Schokolade mit Kiwi und Cantuccini, alle für 10€.
Das Restaurant bietet auch ein Überraschungsmenü an, mit einem 4-Gänge-Menü für 75€ und einem 7-Gänge-Menü für 110€, was darauf hindeutet, dass Gäste hier für eine vollendete kulinarische Erfahrung auch bereit sein müssen, einen höheren Preis zu zahlen. Diese Menüs könnten eine sorgfältig kuratierte Erfahrung bieten, die den Gast durch eine Reihe von Geschmacksprofilen und Texturen führt, was in gehobenen Restaurants häufig mit einem entsprechend höheren Preis verbunden ist.
Die Speisekarte vermittelt, als sei das "Locoselli" ein Ort, an dem Essen als eine Form von Kunst und Genuss zelebriert wird, was sich sowohl in der Zusammensetzung der Gerichte als auch in den Preisen widerspiegelt. Kunden, die sich für dieses Restaurant entscheiden, zahlen nicht nur für das Essen, sondern für ein ganzheitliches Erlebnis, das von der Qualität der Zutaten bis zum Ambiente reicht. Leider passt unserer Meinung nach dieser Anspruch absolut nicht zur Wirklichkeit.
Die Speisekarte des "Locoselli" zeichnet sich durch eine überraschend kurze Auswahl aus, was oft ein Zeichen für eine spezialisierte Küche und eine Konzentration auf Qualität über Quantität ist. J eder Gang scheint mit Bedacht gewählt zu sein, um ein einzigartiges Geschmackserlebnis zu bieten. Die Vorspeisen, wie etwa die Kombination aus Taleggio-Käse mit Martini und Trüffel oder das Perlhuhn mit Erbsen und Tomatenchutney, sind nicht nur ein Versprechen an den Gaumen, sondern auch an den Geldbeutel, mit Preisen, die ein gehobenes Segment ankündigen. Leider ist hier Schein mehr als Sein.
Bei den Hauptgerichten lässt sich eine gleiche Tendenz beobachten: Der Hirschrücken oder das T-Bone-Steak sind nur einige der Beispiele für die exquisite Auswahl, die das Lokal zu bieten hat, jeweils zu Preisen, die den Luxuscharakter der Speisen unterstreichen. Auch die Pasta-Optionen folgen dem gleichen Muster, sie sind erlesen, aber begrenzt, was die Entscheidung für die Gäste einfacher, aber auch exklusiver macht.
Die Desserts sind ebenso wie die übrigen Menüpunkte in ihrer Anzahl beschränkt, bieten jedoch eine innovative Vielfalt, die das Auge und den Gaumen gleichermaßen ansprechen soll. Das Angebot des Überraschungsmenüs mit 4 oder 7 Gängen mag für den ein oder anderen Gast die begrenzte Auswahl wettmachen, da hierdurch die Möglichkeit geboten wird, sich von der Küche führen und überraschen zu lassen.
Insgesamt spiegeln sowohl die kurze Speisekarte als auch die gehobenen Preise ein Selbstverständnis des Restaurants wieder, welches sich durch ein ausgewähltes Speisenangebot und ein qualitativ hochwertiges Essenserlebnis definiert. Das "Locoselli" scheint somit ein Ort zu sein, an dem man für eine konzentrierte Auswahl an Spezialitäten und für das Erlebnis, das sie bieten, einen entsprechenden Preis zahlt.
Der Gastraum kombiniert moderne Eleganz mit gemütlichen Akzenten, wie den geschmackvollen, grünen Polstersitzen, die einen Kontrast zu den dunklen Stühlen und der hölzernen Raumgestaltung setzen. Elegante Dekorelemente, wie die schlanken, kegelförmigen Objekte auf dem Sideboard, fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein.
Das eigentliche Highlight des Raumes könnte jedoch die Aussicht sein, die hier leider nicht direkt sichtbar ist, aber man kann sich vorstellen, dass der Blick aus den Fenstern auf die benachbarte Burg Steinfurt eine historische und pittoreske Kulisse bietet. Diese Verbindung von fein abgestimmter Innenarchitektur mit der eindrucksvollen Aussicht verleiht dem Restaurant eine Atmosphäre, die sowohl entspannt als auch luxuriös wirkt. Das "Locoselli" scheint damit ein Ort zu sein, an dem nicht nur das Essen, sondern auch das Umfeld einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt und sicherlich zu einem bedeutenden Teil des Gesamterlebnisses beiträgt. Mit solch einem Ambiente kann das Restaurant eindeutig punkten und bietet seinen Gästen ein ganzheitliches Erlebnis für alle Sinne.
In dieser eleganten und modernen Atmosphäre des "Locoselli" wird das Erlebnis durch entspannende Hintergrundmusik abgerundet, die sorgfältig ausgewählt wurde, um die entspannte Stimmung zu unterstreichen. Die Musik, frei von Gesang, ermöglicht es den Gästen, sich ganz auf das Geschmackserlebnis und die Unterhaltung am Tisch zu konzentrieren. Diese Art von instrumentaler Musik schafft eine subtile Klangkulisse, die den Raum mit einer zusätzlichen Ebene des Wohlgefühls füllt, ohne aufdringlich zu wirken.
Die sanften Melodien fügen sich harmonisch in das Ambiente ein, ergänzen den visuellen Genuss des Interieurs und der Aussicht auf die Burg Steinfurt und verstärken das Gefühl, dass hier jedes Detail bedacht ist, um ein vollkommenes Erlebnis zu schaffen. Dieses fein abgestimmte Zusammenspiel von Geschmack, Geruch, Anblick und Klang lässt das Restaurant "Locoselli" zu einem Ort werden, an dem die Gäste nicht nur ein Mahl, sondern eine Symphonie der Sinne genießen können.
Einige negative Punkte können aber leider nicht, selbst wenn man zwei Auge zudrückt, wegdiskutiert werden. Die Defizite im Toilettenbereich gehen gar nicht, wenn ich in der Champions-League spielen möchte. Auch geht es gar nicht, dass bei der Auswahl von nur drei Desserts eines nicht geliefert werden kann, weil man die Zutaten leider gerade nicht vorrätig hat. Das ist unprofessionell und peinlich bei dem angestebten Niveau. Die fehlende Barrierefreiheit ist zwar ein Kritikpunkt, aber den wollen wir gar nicht groß in die Bewertung einfließen lassen, weil das auch der Tatsache geschuldet ist, dass das Gebäude halt sehr alt und historisch ist und es vermutlich schwer umsetzbar ist. Zumindest sollte man darauf deutlich hinweisen. Alles in allem würden wir das Locoselli fair mit 3,1 von 5 Sternen bewerten. Ob man es besuchen sollte oder nicht, da möchten wir keine eigene Empfehlung aussprechen. Wir werden es wohl nicht wieder besuchen, es sei denn, wir erfahren von gravierenden Änderungen. Jeder sollte sich dennoch eine eigene Meinung bilden.
Doch leider scheint diese hohe Qualitäts- und Sauberkeitsstufe nicht auf alle Bereiche des Restaurants überzugehen. Der Toilettenbereich, insbesondere das Männerklo, wirft Schatten auf das sonst tadellose Bild. Obwohl die Toiletten selbst sauber zu sein scheinen, lässt das Gesamtambiente zu wünschen übrig. Hässliche Flecken an den Wänden und ein chaotischer Vorraum, der durch Müll und Sperrgut verunreinigt wird, stehen in starkem Kontrast zu dem gepflegten Bild des Restaurants. Solch ein Zustand ist für ein gehobenes Restaurant nicht nur eine Enttäuschung, sondern auch eine Zumutung für die Gäste.
In einem Ambiente, das sonst durch Eleganz und eine makellose Umgebung überzeugt, sind diese Mängel besonders auffällig und können den Gesamteindruck erheblich trüben. Für ein Restaurant, das mit seinem Ambiente und seinen kulinarischen Kreationen punkten will, ist es unerlässlich, dass die hohen Standards, die im Speisesaal gelten, auch in allen anderen Bereichen, insbesondere in den Sanitäranlagen, konsequent umgesetzt werden.
Während der Wochenanfang, Montag und Dienstag, den Mitarbeitern und dem Restaurant selbst eine Pause gönnt, da an diesen Tagen geschlossen ist, empfängt das "Locoselli" seine Gäste wieder ab Mittwoch und bietet von da an bis einschließlich Freitag jeweils von 17:30 Uhr bis 22:00 Uhr eine Abendessenerfahrung an. Diese Zeiten sind ideal für Feinschmecker und jene, die nach einem langen Arbeitstag den Abend mit einem hervorragenden Mahl und einem ansprechenden Ambiente ausklingen lassen möchten.
Es ist anzumerken, dass das Restaurant keinen durchgehenden Betrieb über den Tag hinweg anbietet, was auf eine Konzentration auf Qualität und eine spezialisierte Servicezeit hinweist. Gäste sollten sich dieser besonderen Öffnungszeiten bewusst sein, um ihre Besuche entsprechend zu planen und sicherzustellen, dass sie die exklusive Atmosphäre und das kulinarische Angebot des "Locoselli" in vollen Zügen genießen können.
Dies stellt eine bedeutsame Hürde für Menschen mit eingeschränkter Mobilität dar, die damit von einem Besuch dieses sonst so ansprechenden Ortes ausgeschlossen sind. In einer Zeit, in der Zugänglichkeit und Inklusion immer wichtiger werden, ist dies ein Aspekt, den das Restaurant möglicherweise überdenken und verbessern könnte, um sicherzustellen, dass alle Gäste, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten, das vollständige Angebot genießen können.
Wir möchten hier anmerken, dass uns die Bewertung des Locoselli wirklich schwer gefallen ist, da wir tendenziell immer eher im Sinne der Inhaber berichten möchten, weil ja auch Existenzen davon abhängen und wir keine unbegründete Kritik äußern wollen. Wir emfpinden es als sehr schade, dass hier bei den einzelnen Bewertungspunkten wie dem Ambiente und dem Essen absolute Widersprüche und Gegensätze vorhanden sind. Wir haben es uns auch nicht leicht gemacht und andere Rezensionen im Netz studiert. Demnach ist dieses Restaurant trotz all unserer Eindrücke insgesamt überragend. es gibt hunderte von positiven Berwertungen und nur hin und wieder Bewertungen wie die unsere. Wir befinden uns damit offensichlich in der Minderheit. Deshalb sollte sich jeder seinen eigenen Eindruck machen.
Verfasst am 10.045.2024